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Der in Weidenau geborene und aufgewachsene Fernschach-Großmeister Dr.
Hans-Dieter Wunderlich ist mit der deutschen Nationalmannschaft Sieger
der 17. Fernschacholympiade und damit Mannschaftsweltmeister geworden.
Dabei erreichte er mit 9 von 12 möglichen Punkte das beste
Einzelergebnis aller 78 Teilnehmer.
Dies
bedeutete gleichzeitig sowohl den souveränen Gewinn seines Brettes als
auch das beste Resultat aller 6 deutschen Einzelspieler.
In der Aufstellung
Brett 1: Maximilian Voss (6)
Brett 2: Peter Hertel (7,5)
Brett 3: Arno Nickel (8)
Brett 4: Dr. Stephan Busemann (7)
Brett 5: Dr. Hans-Dieter Wunderlich (9)
Brett 6: Gerhard Müller (7)
erzielten
die deutschen Spieler damit 44,5 von 72 möglichen Punkten und gewannen
den Titel erstmals seit 2006 wieder für Deutschland.
Das von der
“International Correspondence Chess Federation” (ICCF) ausgerichtete
Turnier war bereits im September 2009 gestartet worden und ist derzeit
noch im Gang. Dennoch kann die deutsche Mannschaft, die mit drei Punkten
Vorsprung inzwischen alle ihre Partien beendet hat, von den
zweitplatzierten Spaniern nicht mehr verdrängt werden.
Dahinter gibt es noch einen spannenden Kampf zwischen Italien, Estland und Russland um die Bronzemedaille.
Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite
http://www.iccf-webchess.com/EventCrossT..
Hier können sogar die Partien nachgespielt werden.
In
der parallel verlaufenen Einzelweltmeisterschaft hat Dr. Wunderlich
bereits einen Platz auf dem Treppchen sicher. Aktuell konkurriert er mit
dem türkischen Großmeister Tansel Turgut um die Vizeweltmeisterschaft.
Sieger wurde vorzeitig der Slowene Marjan Šemrl. Die Tabelle mit Zugriff
auf die Partien findet man im Internet unter
http://www.iccf-webchess.com/EventCrossT..
Dr.
Wunderlich, der 1971 am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium in Weidenau sein
Abitur ablegte und anschließend in Münster Mathematik und mathematische
Logik studierte und in diesem Fach auch promovierte, lebt derzeit in
München und ist dort in der Telekommunikationsbranche beschäftigt.
Seine
schachliche Karriere begann er in den sechziger Jahren als Jugendlicher
im Weidenauer Schachverein wo er 1968 auch Vereinsmeister wurde.
Auch
begann damals schon seine Leidenschaft für das Fernschach, das er
jedoch zunächst nur im Freundeskreis spielte. Ernsthaft betreibt er
Fernschach seit 1977, wo er sich zunächst im Rahmen des Deutschen
Fernschachbundes bis in die Meisterklasse empor spielte. 1995 begann
seine Laufbahn beim Internationalen Fernschachverband (ICCF). Hier
schaffte er den Aufstieg bis zur Endrunde der Einzelweltmeisterschaft,
und im Jahr 2006 wurde ihm der Titel des Fernschach-Großmeisters
verliehen
In einem kurzen Interview gibt Dr. Hans-Dieter Wunderlich darüber Auskunft, wie sich Fernschach heutzutage abspielt:
Frage: Was reizt Sie so sehr an Fernschach?
Wunderlich:
Fernschach
ist ein ständiger Begleiter in meinem Leben. Ich kann mich nicht mehr
genau erinnern, warum ich vor über 30 Jahren damit begonnen habe. Später
habe ich es jedenfalls in erster Linie betrieben, um meine
Nahschach-Leistung zu steigern (während meiner Zeit an der Uni habe ich
für Caissa Münster am 1. Brett in der damaligen NRW-Liga gespielt,
später bin ich beim SC Sendling immerhin zu einigen Einsätzen in der 2.
Bundesliga gekommen). Das hat zu meinem Leidwesen nicht richtig
funktioniert, statt dessen hatte ich plötzlich ungeahnte
Fernschach-Erfolge, so dass das Fernschach nach und nach zum Schwerpunkt
meiner Schachaktivitäten wurde und heute das Nahschach fast völlig
verdrängt hat. Mich reizt besonders der wissenschaftliche Aspekt am
Fernschach. Man muss sich nicht innerhalb von Minuten oder sogar
Sekunden für Züge entscheiden, die möglicherweise eine gute Stellung
unmittelbar verderben. Grobe Patzer kann man fast komplett ausschließen.
Frage: Wie hat sich Fernschach im Lauf der letzten Jahre(Jahrzehnte) entwickelt?
Wunderlich:
Als
ich mit dem Fernschach begann, wurden die Züge per Postkarte versendet,
so dass Turniere manchmal erst nach fünf Jahren zu Ende waren. Dann
begann die Zugübermittlung per Fax und per E-Mail, und heutzutage wird
überwiegend auf Internet-Servern gespielt. Damit dauern die Turniere
„nur noch“ etwa zwei Jahre. Das ist die wesentliche Entwicklung im
spieltechnischen Bereich. Aber die Frage zielt vermutlich mehr auf das
Thema „Computer-Unterstützung“ ab. Die Verwendung von starken
Schachprogrammen hat nicht nur das Fernschach sondern auch das Nahschach
revolutioniert. Große Teile der Eröffnungstheorie mussten und müssen
noch umgeschrieben werden, aber auch die Lehre des Mittel- und Endspiels
blieb nicht ungeschoren. Der Spielstil (nicht nur) der führenden
Schachspieler hat sich dramatisch gewandelt. Regeln, die früher als
unumstößlich galten, wurden plötzlich in Frage gestellt, weil die
Schachprogramme zu Ideenlieferanten sonder gleichen wurden. Und so ist
die Verwendung von Schachprogrammen zumindest im Spitzenschach nicht
mehr wegzudenken. Das Fernschach ist hier keine Ausnahme. Ein großer
Unterschied zum Nahschach besteht allerdings darin, dass beim Fernschach
die Verwendung von Schachprogrammen nicht nur zur Vorbereitung sondern
auch während der Partien ausdrücklich erlaubt ist. Dadurch hat sich die
Qualität der Partien in den letzten Jahren erheblich gesteigert. Es ist
allerdings auch festzustellen, dass sich viele Fernschachspieler
zurückgezogen haben, weil sie sich auf diese neue Disziplin nicht
einlassen wollten. Für diese Spieler gibt es sogar eine eigene
Turnierform der sogenannten „engine-freien“ Turniere, bei denen sich die
Teilnehmer verpflichten, keine Schachprogramme zu Rate zu ziehen.
Frage: Wieviel Aufwand und welche materielle Ausstattung ist heutzutage erforderlich, um zur Weltspitze zu gehören?
Wunderlich:
Zunächst
mal braucht man viel Zeit und noch mehr Geduld. Bei der materiellen
Ausstattung genügt ein handelsüblicher Computer mit ein paar möglichst
schnellen CPUs und einem großen Arbeitsspeicher. Dazu ein ebenfalls
handelsübliches Schachprogramm und zwei oder drei „Engines“. Das sind
die Rechenkerne, die nach verschiedenen Gesichtspunkten Schachstellungen
bewerten und Varianten vorschlagen. Zum Teil gibt es diese Engines zum
kostenlosen Download im Internet, einige sind aber auch käuflich zu
erwerben.
Sachlich, analytisch, hochbegabt
Sachlich, analytisch, hochbegabt https://t.co/GC8Ajd79zO via @bodenseeperlen — paukstadt (@paukstadt) August 8, 2021
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