[Event "St Petersburg final"]
[White "Lasker, Emanuel"]
[Black "Alekhine, Alexander"]
[Site "St Petersburg"]
[Round "1"]
[Annotator "Ritter,Uwe"]
[Result "1-0"]
[Date "1914.05.10"]
[PlyCount "69"]
1. d4 d5 2. c4 e5 {Albins Gegengambit, von Albin gegen Lasker 1893 in die
Turnierpraxis eingeführt} 3. dxe5 d4 4. Nf3 (4. e3 $6 Bb4+ 5. Bd2 dxe3 $1 {
ergäbe eine bekannte Eröffnungsfalle} 6. fxe3 $1 {kann hier nur gespielt
werden} (6. Bxb4 $2 exf2+ 7. Ke2 fxg1=N+ {[%emt 0:0:5]} 8. Ke1 (8. Rxg1 Bg4+ )Qh4+ $19 )(6. Qa4+ $2 Nc6 7. Bxb4 exf2+ 8. Kxf2 Qh4+ 9. g3 (9. Kf3 Bd7 10. Qa3 Nd4+ 11. Ke3 Nc2+ )(9. Ke3 Qd4+ 10. Kf3 Qxb2 )Qd4+ 10. Kf3 Bd7 11. Qb3 Nxe5+ 12. Ke2 Bg4+ 13. Ke1 0-0-0 $19 )Nc6 (6... Qh4+ 7. g3 Qe4 8. Nf3 Bxd2+ 9. Nbxd2 Qxe3+ $15 )7. Nf3 Bxd2+ 8. Qxd2 Qxd2+ 9. Nbxd2 Nge7 $17 {
Schwarz hat die bessere Bauernstruktur} )Nc6 5. a3 Bg4 6. Nbd2 (6. h3 Bxf3 7. gxf3 Nxe5 8. f4 $14 {Lasker - Albin, New York 1893} )Qe7 {Schwarz
liebäugelt mit Ideen wie Se5 und Sd3} 7. h3 Bxf3 (7... Bh5 8. g4 Bg6 9. Bg2 h5 10. g5 $14 {wäre sicherlich sehr interessant geworden} )8. Nxf3 0-0-0 9. Qd3 h6 (9... Nxe5 10. Nxe5 (10. Qf5+ Nd7 11. Nxd4 $14 )Qxe5 11. g3 Ne7 12. Bg2 $16 )10. g3 g6 11. Bg2 Bg7 12. 0-0 Nxe5 13. Nxe5 Bxe5 14. b4 {Weiss greift
bereits an, Schwarz steht mit seinen Figuren alles andere als harmonisch} f5 15. c5 Qe6 (15... c6 {hilft nicht wegen} 16. b5 cxb5 17. c6 Nf6 18. Rb1 {
mit überwältigendem Angriff} )16. c6 Ne7 {für die einen kaltblütig, für
die anderen wird der schwarze Springer ins Spiel gebracht - keine Frage die
schwarze Partieanlage ist gescheitert} (16... bxc6 17. Qa6+ Kd7 (17... Kb8 18. Bxc6 $18 )18. Bb2 Ne7 19. Rfd1 $18 )17. cxb7+ Kb8 18. Bb2 Rd6 19. Rac1 Rhd8 20. Rc2 f4 21. gxf4 {mutig von Lasker gespielt, der die weitere Entwicklung des
Spiels richtig einschätzt} Bxf4 22. Rd1 Nf5 ({es gibt Quellen, die geben hier
} 22... Nd5 {an, worauf Weiss allerdings} 23. Bxd4 {spielen könnte} )23. Bc1 $6 {Lasker lädt ein} ({objektiv besser war} 23. Qc4 Qxc4 24. Rxc4 Be5 $16 (24... Ne3 25. fxe3 dxe3 26. Rxd6 Bxd6 $18 (26... Rxd6 27. Rxf4 $18 )))Ne3 {Aljechin nimmt die Einladung an} 24. Rc5 (24. fxe3 dxe3 25. Rc6 Rxd3 26. Rxd3 Qe7 $17 {kam für Lasker nicht in Betracht} )Qf6 (24... Nxd1 25. Bxf4 {
und Weiss bekommt die Qualität zurück} )25. Qe4 {das passive 25.Te1 ist
nicht im Sinne Laskers} Nxd1 (25... Nxg2 26. Kxg2 Bxc1 27. Rdxc1 $16 {war für
Schwarz noch am besten} )26. Bxf4 Nc3 {und nun?} 27. Bxd6 $3 {ein Damenopfer} Qxd6 {welches Schwarz ablehnen muß} (27... Nxe4 28. Bxc7+ Kxb7 29. Bxe4+ Kc8 (29... Ka6 30. b5# )30. Be5+ $18 )28. Qe5 Qb6 (28... Qxe5 29. Rxe5 Rf8 30. Kf1 $16 {mit Ideen wie Te6 oder Te7} )29. Qe7 Qd6 30. Re5 {von wegen Damentausch} d3 31. exd3 Qxd3 {immer noch kein Damentausch, denn Schwarz will kämpfen} 32. Re3 Qd1+ 33. Kh2 Nb5 34. Re6 Nxa3 35. Rf6 {Schwarz ist gegen die Drohung Tf8
machtlos} 1-0
Quelle Schachticker
Beim Turnier zu Sankt Petersburg 1914 hingen nach der 8. Runde der Vorrunde Laskers Chancen auf eine Finalteilnahme am berühmten seidenen Faden. Nach einem inkorrekten Bauernopfer hatte er überraschend gegen Bernstein verloren. Aus den letzten drei Runden konnte er dann aber noch 2,5 Punkte erzielen und somit in die Finalrunde der besten 5 Teilnehmer einziehen. Am 10. Mai 1914 nahm er dann die schier unmöglich erscheinende Aufholjagd auf und besiegte in der ersten Partie der Finalrunde, in einem von beiden Seiten sehr scharf geführten Duell, den damals noch jungen Alexander Aljechin.
Was ihn zu dieser Aufholjagd angetrieben hat, wissen wir nicht, jedoch ist bekannt dass nach dem Ende der Vorrunde, am 08. Mai ein Bankett stattfand, bei dem der Pianist und Komponist Sergej Prokofjew auftrat, welcher folgende Sätze in seinem Tagebuch zu dieser Veranstaltung festgehalten hat.
“Mit ausserordentlichem Interesse verfolge ich den hervorragenden Wettstreit, der in den Mauern der Schachversammlung stattfindet. Der glänzende Stil Capablancas, die Ungezwungenheit und der Scharfsinn, mit denen er seine Gegner zertrümmert, lenkten von den ersten Tagen alle Sympathien auf ihn. Lasker indes war zu guter Letzt so konsequent, so kategorisch, so klug in seinem Spiel, dass man nicht umhin konnte, sich vor dem Schachkönig zu verbeugen.”
“Ich möchte diese zwei Säulen der Schachwelt mit zwei Genies der Musikwelt vergleichen – mit Mozart und Bach. Wenn ich mir den komplizierten, tiefgründigen Lasker als den erhabenen Bach vorstelle, so den lebhaften, ungestümen Capablanca als den ewigen jungen Mozart… “.
Ich wünsche viel Spass beim Studium der Partie!