Hier zum Beispiel. Erst deckt der
Schwarze seinen e5-Bauern mit …Ld6, obwohl das den d-Bauern und damit
die Entwicklung des anderen Läufers behindert. Dann entwickelt Weiß
einen Springer an den Rand, und Schwarz zieht sogleich mit einer schon
entwickelten Figur ein zweites Mal, auch ein Springer, und den zieht er
natürlich ebenfalls an den Rand.
Der gestrenge Doktor Tarrasch würde die
Spieler des Saals verweisen und schnellstens das Brett abräumen, um so
etwas nicht länger ansehen zu müssen. Und er würde nicht glauben, dass
in der jüngeren Vergangenheit diese Stellung mehrfach zwischen
2.700-Großmeistern auf dem Brett stand. Sie ist tatsächlich eine der
Hauptvarianten nach 1.b3 e5, und die Sequenz ergibt
tatsächlich Sinn. Der Sa3 strebt danach, über c4 den Ld6 zu befragen und
den Druck auf e5 zu erhöhen. …Sa5 verwehrt ihm den Zugang zum Feld c4.
Der Eigenname „Harry“ steht in
Schachkreisen des 21. Jahrhunderts für den h-Bauern, den moderne
Schachspieler noch in der Eröffnung die h-Linie hochtreiben, um die
gegnerische Königsstellung anzurempeln, anstatt ordnungsgemäß ihre
Entwicklung zu vollenden. Levon Aronian ist in der Weltspitze der größte Anhänger dieses Konzepts. Wer gegen Aronian Grünfeld-Indisch spielt, der darf damit rechnen, dass sehr bald Harry vor seiner Festung auftaucht, um die Pforte einzutreten.
Alles schon dagewesen!